Projekt ÖBB Flughafentunnel auf Schiene
Erstellt von Bernhard Buchner am 16.12.2024
3.251 m zweigleisige Tunnelanlage, vom Norden und Süden her mit jeweils zusätzlich über 1000 m eingeschränkt zugänglicher Zulaufstrecke, 7 Notausstiege (Schachtköpfe) mit Schleusensystem und Lastenlift (Gebäude mit 3 Untergeschossen inkl. Spannungs- und Technikräumen), alle 125m Schlauchanschlüsse zur Löschwasserentnahme, Störfallbecken, umfangreiche Kommunikations- und Sicherheitseinrichtungen, definierte Rettungsplätze, eine maximale Fahrgeschwindigkeit von 160 km/h sowie ein Fremdevakuierungskonzept für 900 Passagiere sind die „Short Facts“ für das größte Tunnelprojekt im BFV Graz-Umgebung.
Um diese Mamut Aufgabe bewerkstelligen zu können, arbeiten der Bereichsfeuerwehrverband Graz-Umgebung - federführend OBR Gernot Rieger und der Leiter des AK UVA OBI Mag. Gilbert Sandner, MSc - gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Steiermark, den zuständigen 24 Stützpunktfeuerwehren, den Österreichischen Bundesbahnen, dem Österreichischen Roten Kreuz – Bezirksstelle Graz-Umgebung, dem Bezirkspolizeikommando Graz-Umgebung sowie der Bezirkshauptmannschaft Graz-Umgebung am Interventionskonzept ÖBB Flughafentunnel (FHT).
Vom Interventionskonzept zur Ausrüstung und Ausbildung
Um diese komplexe Aufgabe auf machbare und überschaubare Arbeitspakete herunter brechen zu können, begann für den BFV Graz-Umgebung der Weg bereits im Jahr 2023 mit der Absolvierung des Lehrgang "Tunnel Bahn" an der LFS Tirol in Telfs – dem Kompetenzzentrum für Tunnelausbildung des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes. Viele Erfahrungen und Eindrücke, enge Abstimmungen mit dem Bezirksfeuerwehrinspektor Innsbruck-Land und oft nächtelange Taktiküberlegungen führten schlussendlich zu einem Interventionskonzept der Feuerwehren, welches aus derzeitiger Sicht steiermarkweit einzigartig ist. 24 Feuerwehren, aus 4 Bereichsfeuerwehrverbänden mit 38 Fahrzeugen, 205 Funktionen und 64 eingesetzten sowie 100 verfügbaren Atemschutzgeräteträger:innen im Erstalarm stellen das Grundgerüst für ein mit 900 Personen zur Fremdrettung ausgelegtes Interventionskonzept im ÖBB Flughafentunnel.
Wer macht was, wann, wie, wo und womit waren aufbauend auf diesem Interventionskonzept jene Fragen, mit denen die Themen der notwendigen Ausrüstung und Ausbildung in Zusammenarbeit zwischen BFV Graz-Umgebung, LFV Steiermark und ÖBB aufgearbeitet wurden.
Neben notwendigen Umrüstungen, Ersatz- und Neubeschaffungen war vor allem der Punkt Ausbildung einer der wichtigsten Punkte für die Verantwortlichen des BFV Graz-Umgebung.
„Was nützt das beste technische Equipment, wenn das Handwerk nicht sitzt.“, so OBR Gernot Rieger im Rahmen einer der ersten Besprechungen rund um den ÖBB-Flughafentunnel. So gelang es, dass insgesamt 192 Atemschutzgeräteträger:innen (AGT) die Möglichkeit bekommen, eine Intensivausbildung „Tunnel Bahn“ an der International Fire Academy (IFA) in der Schweiz zu absolvieren. Diese Intensivausbildung setzt aber wesentliche Grundlagen in Punkto Gefahrenlehre, Einsatzmaßnahmen in der Tunnelbrandbekämpfung sowie Taktik voraus, um unter möglichst einsatzrealistischen Bedingungen intensive Einsatzübungen erfolgreich absolvieren zu können. Die Basics müssen vorab blind und im Schlaf sitzen, bevor es hier „nur“ noch gilt, sich den Feinschliff, Tipps und Tricks, sowie viel an Erfahrung zu holen.
Intensive Jahr 2024
Neben unzähligen Sitzungen, Begehungen und Abstimmungen im Rahmen der unterschiedlichen Ausbaustufen des ÖBB-Flughafentunnel - wo es vom kleinen Detail der Beschilderungen im und rund um die Tunnelanlage, bis hin zu den unterschiedlichen Planunterlagen und Backupvarianten ging – lag der Fokus ab Oktober ganz klar in der Ausbildung der im Interventionskonzept vorgesehenen Feuerwehren. Diese müssen einerseits bis zu den jeweiligen Kursterminen an der IFA, aber spätestens bis Sommer 2025 geschult werden.
„Die Schulungen der Feuerwehrkameraden:innen laufen auf drei Ebenen ab. Neben einer Schulung zum Thema ‘Einsatz im Gleisbereich‘ durch die ÖBB, müssen die Feuerwehren die Grundausbildung Tunnel Bahn des BFV Graz-Umgebung durchlaufen. Als letzter Schritt findet die Intensivausbildung in der Schweiz statt. Den einzelnen Feuerwehren sind hierbei jeweils Ausbildungsquoten in Zusammenhang mit ihrem Gesamtmannschaftsstand, dem Stand an Atemschutzgeräteträger:innen sowie an Führungskräften vorgegeben, die erfüllt werden müssen.“, erläutert der Leiter des AK UVA OBI Mag. Gilbert Sandner, MSc das umfangreiche Ausbildungskonzept.
Seit Oktober 2024 konnten folgende Ausbildungsziele/-quoten erreicht werden:
- Gesamt geschulte Personen: 247
- Schulung ÖBB-Einsatz im Gleisbereich: 227
- Grundausbildung Tunnel Bahn: 68
- Intensivausbildung IFA: 50
Vorschau 2025
Neben einigen theoretischen Einheiten zu den Themen „Einsatz im ÖBB Gleisbereich“ sowie der „Grundausbildung Tunnel Bahn“, stehen im kommenden Jahr noch fünf weitere Intensivlehrgänge an der International Fire Academy in der Schweiz, zumindest vier Übungen auf Feuerwehrzugseben und eine Abschlussübung im September/Oktober im ÖBB-Flughafentunnel an, bevor der Probebetrieb regulär mit Mitte Oktober 2025 starten wird.
Daneben wird gemeinsam mit dem Landesfeuerwehrverband Steiermark das Ausrüstungskonzept zur Umsetzung gebracht.
Dank
OBR Gernot Rieger brachte im Rahmen der letzten Projektbesprechung seinen Dank zum Ausdruck: „Mein Dank gilt in erster Linien den Feuerwehren und den Feuerwehrkameraden:innen, welche dieses Aufgabe ernst nehmen und sich der intensiven Ausbildung und Herausforderung stellen. Ich möchte aber auch den Dank an unsere Partner:innen aussprechen. Die Ausarbeitungen und Verhandlungen verlaufen immer auf Augenhöhe. Alle Beteiligten versuchen das Beste unter der Maßgabe der Möglichkeiten, aber auch unter dem Blickwinkel von Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit, zum Wohle und für die Sicherheit im ÖBB Flughafentunnel zu erreichen.“
Text: OBI Mag. Gilbert Sandner MSc, BFVGU
Fotos: BFVGU und ÖBB